Das Bezahlen mit Kreditkarte soll einfacher und günstiger werden –
nach dem Willen der Europäischen Union (EU). Und theoretisch klingt die
Sache ganz simpel. So hatten die EU-Politiker vor einigen Jahren dafür
gesorgt, dass Händler, die Kreditkarten akzeptieren, dafür keine hohen
Gebühren mehr abführen müssen: Das Interbankenentgelt wurde gesetzlich
auf 0,3 Prozent des getätigten Umsatzes reduziert. Zuvor hatte es bis zu
1,5 Prozent betragen.
Nun folgte der nächste und auch logische Schritt: Weil die Händler
kaum noch Kartengebühren entrichten müssen, dürfen sie auch von ihren
Kunden, die das Plastikgeld nutzen, nichts mehr nehmen. Seit dem 13.
Januar 2018 gilt die Zahlungsdienstrichtlinie 2, die Gebühren für das
Bezahlen mit Lastschrift, Überweisung sowie mit vielen Kreditkarten
verbietet.
In der Theorie klingt das gut – die Umsetzung aber ist komplex.
Denn der Teufel steckt im Detail. Hauptproblem: Sowohl das reduzierte
Interbankenentgelt für die Händler als auch das Gebührenverbot für die
Kunden gilt ausschließlich für sogenannte regulierte Karten. Dabei
handelt es sich um die Privatkarten von Mastercard, Visa und Diners.
Letzterer arbeitet zwar auf Drei-Parteien-Basis, wurde von der EU jedoch
den Vier-Parteien-Systemen Master und Visa gleichgestellt. Zudem gehört
die Airplus Travel Expense Card dazu.
Karte ist nicht gleich Karte
Nicht betroffen jedoch sind klassische Firmenkreditkarten
(Corporate Cards), Reisestellenkarten sowie das von American Express
herausgegebene Plastikgeld. Denn für diese Karten zahlen die Händler
nach wie vor höhere Interbankenentgelte, die sie sich vom Kunden
zurückholen dürfen.
Die großen Fluggesellschaften haben angekündigt, genau diese
Differenzierung mitmachen zu wollen. Geld spart künftig, wer seine Flüge
mit der privaten Karte bezahlt. Im Travel Management ist dies aber
selten: Hier wird in aller Regel über die Reisestellenkarte abgerechnet,
also nicht-reguliertes Plastik. Dafür behalten Bahn und Airlines die
Entgelte nicht nur bei – manche verteuern sie sogar. So nehmen zum
Beispiel Air France und KLM inzwischen 1,9 Prozent Gebühren, maximal 25
Euro. Zuvor lag dieser Betrag noch bei 15 Euro.
Allerdings: Es gibt Probleme. Zumindest bei einigen Airlines wird
derzeit noch jede Kreditkarte mit „0 Euro“ ausgewiesen. Lufthansa räumt
die Schwierigkeit ein: Das Entgelt von 1,65%, maximal 25 Euro, werde
momentan für kein Zahlungsmittel berechnet, da die EU die
Fluggesellschaft mit „technischen Herausforderungen konfrontiert“.
Betroffen sind die eigenen Vertriebskanäle wie Lufthansa.com.
Derzeit keine Gebühren
Die Probleme sind so schwerwiegend, dass sie trotz monatelanger
Vorbereitung auf die neue Richtlinie nicht gelöst werden konnten. Auch
rechnet Lufthansa damit, dass diese Situation noch bis „voraussichtlich
Mitte März 2018“ andauern wird. Manch ein Wettbewerber gibt sich sogar
gänzlich bedeckt und will – wie British Airways – zur eigenen
Kreditkartenpolitik nichts Konkretes sagen. Gut für die Kunden: Sie
können zumindest noch einige Wochen jede Karte kostenfrei einsetzen.
Experten sehen die Schwierigkeit darin, in den technischen
Systemen zuverlässig zwischen regulierten und nicht-regulierten Karten
zu unterscheiden. Was im Reisebüro problemlos möglich ist – der
Expedient sieht die Karte ja selbst –, wird online oder im Call Center
zum Problem. Denn bevor das Bezahlen beginnen kann, muss das System die
Kartennummer korrekt interpretieren. Ein solcher technischer Prozess ist
zwar möglich, muss unter Umständen aber mit hohem Aufwand umgesetzt
werden.
Doch nicht allein die Technik ist nicht immer auf der Höhe der
EU-Politik: Ein weiteres Ärgernis ist die Tatsache, dass EU-Richtlinien
zwar in jedem Mitgliedsstaat der Union umgesetzt werden müssen, dass sie
von den einzelnen Ländern aber höchst unterschiedlich gedeutet werden.
Und obwohl die Richtlinie eigentlich seit dem 13. Januar gilt, überlegen
nach wie vor einige Regierungen, ob und wie bei nicht regulierten
Karten Entgelte erhoben werden dürfen.
Mangelnde Einheitlichkeit in der EU
Fällt das Ergebnis zum Beispiel in Österreich anders aus als in
Deutschland, könnte dies noch so mancher Airline Kopfschmerzen bei der
technischen Umsetzung bereiten. Und für die Schweiz als
Nicht-EU-Mitglied gilt sowieso wieder etwas anderes.
Einige Fluggesellschaften wie Easyjet haben kurzerhand sämtliche
Kartengebühren gestrichen – das dürften jene als unfair empfinden, die
für ihre regulierte Karte der Bank oder dem Herausgeber ein Entgelt
zahlen. Auch die großen Reiseanbieter TUI und Thomas Cook nehmen
keinerlei Entgelte mehr. Was in diesem Fall allerdings ziemlich
unkritisch ist, denn diese haben kaum mit nicht reguliertem Plastik zu
tun. Noch einen anderen Weg wählt die Deutsche Bahn: Sie stellt zwar
auch die Inhaber nicht regulierter Karten frei, nicht jedoch Firmen, die
ihre Reisestellenkarte innerhalb von Bahn Corporate einsetzen.
Und was manche vergessen: Die Zahlungsdienstrichtlinie 2 bezieht
sich keineswegs nur auf Kreditkarten, sondern umfasst alle Zahlmethoden.
Ungemütlich – sprich teuer – könnte es in Zukunft für alle werden, die
das umstrittene Bezahlsystem Paypal (oder ähnliches wie Amazon Pay)
nutzen.
Rauer Wind für Paypal & Co
Dies dürfte zwar kaum Firmenkunden betreffen, aber möglicherweise
manchen Selbstständigen, der seine Business Trips in völlig eigener
Regie bucht. Denn für Paypal & Co gilt das Gebührenverbot der
Europäischen Union nicht. Zwar berechneten die meisten Händler bislang
keine Zusatzentgelte für diese Zahlmittel, doch das wird sich ändern:
Die Deutsche Bahn nimmt seit Neuestem eine Gebühr, Lufthansa wird Mitte
März 2018 folgen.
Zumindest für Privatpersonen dürfte sich damit die Zahlung per
Kreditkarte oder durch bewährte Methoden wie Überweisung und Lastschrift
künftig als die bessere, weil kostengünstigere Wahl erweisen.
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