Von wegen, die anderen sind schuld: Die Turbulenzen bei Ryanair um 
mehr als 2.000 gestrichene Flüge ist selbst verschuldet und basiert 
offenbar auf einer grandiosen Fehlleistung der Personalabteilung – und 
auf einem Aderlass bei den Piloten. „Dieses Chaos ist auf unser eigenes 
Handeln zurückzuführen“, gesteht Ryanair-Chef Michael O’Leary und 
entschuldigt sich bei seinen Kunden.
Heute stehen 58 Flüge auf der Streichliste, gestern waren es 55 
Verbindungen. Auch Flüge von und nach Deutschland. Und das soll noch bis
 Ende Oktober so weitergehen. Jeden Tag sind rund 10.000 Passagiere 
betroffen, insgesamt an die 400.000. Ryanair verspricht kostenlose 
Umbuchungen oder Rückzahlung des Ticketpreises.
Tausende Passagiere haben Recht auf Entschädigung
Doch damit ist es nicht getan. Zumindest für die kurzfristigen 
Flugausfälle stehen tausenden Passagieren zusätzlich 
Entschädigungszahlungen bis zu 400 Euro zu. Das allein kann Ryanair bis 
zu 50 Millionen Euro kosten.
Auch hier signalisiert die sonst streitbare Ryanair Einsicht. „Jene 
Passagiere, die keinen alternativen Flug nehmen können oder wollen, 
erhalten eine vollständige Erstattung und sowie die ihnen zustehenden 
Entschädigungen im Rahmen der EU261-Verordnung.“ Das bedeutet, 
diejenigen, die umbuchen, erhalten keine Entschädigung.
Hunderte Piloten bei Ryanair auf dem Abflug
„Ryanair-Mitarbeiter sagen uns, es werden Flüge gestrichen, weil 
Piloten das Weite suchen“, erklärte ein Sprecher der Vereinigung Cockpit
 der „Mitteldeutschen Zeitung“ den Grund für die Flugausfälle. Die 
internationale Pilotenvereinigung Ialpa spricht von 700 Piloten, die 
Ryanair im letzten Finanzjahr verlassen hätten. Hintergrund sind die 
immer wieder angeprangerten Vertragsbedingungen der Piloten, die nicht 
angestellt sind, sondern als Freiberufler für Ryanair arbeiten.
Mehr als 100 Piloten sind offenbar von Ryanair zu Norwegian 
gewechselt, was auch die Gespräche der beiden Billigflieger über eine 
Kooperation und Zubringerflüge belastet haben dürfte. Jedenfalls sind 
die Verhandlungen beendet, schreibt die „Irish Times“. Norwegian hat 
inzwischen mit Easyjet eine Zusammenarbeit vereinbart.
Veränderte EU-Regel verschlafen
Zugespitzt habe sich die Situation auch, weil Ryanair es versäumt 
habe, sich auf eine EU-Regelung vorzubereiten, die den Einsatz der 
Piloten zeitlich begrenzt. Eine bisher geltende Ausnahmenregelung für 
Irland laufe aus, berichten irischen Medien. Deshalb müssten viele 
Flugzeugführer jetzt Urlaub machen.
Boss Michael O’Leary dementiert den Aderlass an Flugzeugführern in 
einer Pressemitteilung: "Ryanair hat keinen Mangel an Piloten, aber wir 
haben Schwierigkeiten mit der Planung des Jahresurlaubs unserer Piloten 
für September und Oktober 2017, weil wir versuchen, die Verteilung des 
gesamten Jahresurlaubes in einem 9-monatigen Zeitraum von April bis 
Dezember umzusetzen." Damit wolle Ryanair zurück auf das Kalenderjahr.
Quelle: Gloobi.de/Thomas Hartung