Es sieht ganz danach aus, also ob die dubiosen Machenschaften
des Leipziger Unternehmens Unister schon länger bekannt gewesen sind.
Das Pleite-Unternehmen Unister betreibt u.a. Websites wie
Ab-in-den-Urlaub.de, Travel24.com, Fluege.de, Flug24.de, Billigfluege.de
oder Partnersuche.de und weitere. DMM berichtete bereits über den
Verdacht der Generalstaatsanwaltschaft Dresden gegen die damalige
Unternehmensleitung betreffend Steuerhinterziehung, unerlaubten Vertrieb
von Versicherungsprodukten sowie Adresshandel. Seinerzeit wurde auch
DMM von einem windigen Anwalt Unisters wegen der Berichterstattung
bedroht.
Die Internetseiten Fluege.de & Co. sind Verbraucherschützern
schon seit Jahren ein Dorn im Auge, weil Kunden dort im letzten
Buchungsschritt bei vielen Zahlungsarten eine Servicegebühr
aufgeschlagen bekommen, die am Anfang der Buchung nicht klar ersichtlich
ist. Doch die Kunden wurden, wie die ARD und COMPUTER BILD nun melden,
in noch in weit größerem Umfang abgezockt.
Computer Bild schreibt dazu: „Offenbar wurden von September 2008
bis Dezember 2013 vielen Kunden zusätzlich zur Servicegebühr deutlich
höhere Beträge in Rechnung gestellt, als ihre Flugtickets eigentlich
kosteten. Und so funktionierte die Masche: Zunächst bekamen die Kunden
auf den Unister-Seiten Normalpreise der Fluggesellschaften angezeigt.
Doch sobald sie einen Flug per Klick auf „Jetzt kaufen“ verbindlich
gebucht hatten, begann hinter den Kulissen die Trickserei: Intern
prüften Mitarbeiter der sogenannten „Ticketing“-Abteilung, ob das
Flugticket aufgrund von Preisschwankungen, Spezialtarifen oder
Sonderpromotionen der Airlines noch günstiger als zum Normalpreis zu
bekommen war. „Runterbuchen“ wird diese Praxis genannt, abgekürzt „Rub“.
Solche „Rubs“ machen erstaunliche Ersparnisse möglich: Mal sind es 30
oder 50 Euro, mal einige hundert Euro, in Ausnahmefällen sogar über
3.000 Euro. Der Kunde erfuhr davon nichts, ihm wurde der ursprüngliche
Preis in Rechnung gestellt.“
Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden geht von rund 100.000
„heruntergebuchten“ Flugtickets aus. Die Leipziger um ihren tödlich
verunglückten Chef Thomas Wagner sollen auf diese Weise einen Gewinn von
10 Mio. Euro gemacht haben – dies auf Kosten der Kunden, die mehr für
ihren Flug bezahlt haben, als nach Einschätzung der Ermittler fällig
gewesen wäre. Die Frage, die sich die Ermittler auch stellen: Ist das
Runterbuchen wirklich Usus in der Reisebranche? Wenn ja, dürfte sich
der Kreis der Verdächtigen in der bundesdeutschen Reisebranche gewaltig
ausweiten.
Die Ermittler glauben zudem, dass auch Fluggesellschaften von Unister
übers Ohr gehauen wurden. So sollen, wie das ARD-Magazin und Computer
Bild herausgefunden haeb, zum „Runterbuchen“ häufiger spezielle
„Touroperator“-Tarife verwendet worden sein. Dabei handelt es sich um
Rabatte für Reiseveranstalter, die damit Flugtickets beispielsweise im
Paket mit einem Hotelaufenthalt günstiger verkaufen können. Da Fluege.de
& Co. jedoch klassische Flugvermittler und keine Veranstalter sind,
hätten sie diese Rabatte gar nicht in Anspruch nehmen dürfen. „Es
besteht der Verdacht, dass eine größere Anzahl Airlines dadurch
getäuscht wurde“, so die Dresdner Juristen.
Die Staatsanwaltschaft hat aktuell 49 Unister-Mitarbeiter im Visier,
anfangs waren es um die 90, bei denen es um den Verdacht auf banden- und
gewerbsmäßigen Computerbetrug geht. Die Beschuldigten sollen am bei
Unister praktizierten und strafbaren Runterbuchen beteiligt gewesen
sein.
Das Amtsgericht Leipzig hat am Freitag, 17. September 2016, das
Insolvenzverfahren für die Unister Holding GmbH eröffnet. Der
Geschäftsbetrieb geht angeblich in vollem Umfang weiter, die Mitarbeiter
könnten trotz Wegfalls des Insolvenzgeldes weiter bezahlt werden. Fragt
sich nur, wer solch' ein Unternehmen mit einem derart miserablen Ruf
überhaupt kaufen möchte...
Quellen: ARD / Computer Bild / DMM
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