.
Wenn sich am Mittwoch die Aktionäre von Airberlin zur
Hauptversammlung in London treffen, werden sie über die aktuellen
Ereignisse rund um das Unternehmen bestens informiert sein. Denn seit
Wochen ist ihr Unternehmen in den Schlagzeilen. Allerdings sind die in
den seltensten Fälllen positiv. Zu den jüngsten öffentlich gemachten
Anekdoten zählt die des Passagiers, der erst 15 Minuten vor dem Boarding
darüber informiert wurde, dass sein Flug von Stuttgart nach Berlin
gestrichen sei. Und um das Maß voll zu machen, heißt es in der vom
"Focus" verbreiteten Meldung, die Crew sei noch später davon in Kenntnis
gesetzt worden als der Fluggast.
Mit solchen Hiobsbotschaften verschlechtert sich die Lage von
Airberlin und ihrer österreichischen Schwestergesellschaft Niki täglich.
Denn es ist unwahrscheinlich, dass viele Kunden angesichts zahlreicher
Flugausfälle und Verspätungen sowie der wirtschaftlich angespannten Lage
derzeit zu Neubuchungen bereit sind. Erst recht nicht, wenn sie zu
wirtschaftlich tragfähigen Preisen oder gar langfristig erfolgen sollen.
Foto: AirBerlin |
Teure Flugausfälle und Verspätungen. Hinzu kommt,
dass Verspätungen und Flugausfälle die Airline teuer zu stehen kommen,
zumal immer mehr Passagiere über die Entschädigungsregelungen in solchen
Fällen Bescheid wissen und die diversen Portale zur Einforderung von
Fluggastrechten die Gunst der Stunde geschickt nutzen, um sich und ihre
Services ins rechte Licht zu rücken. Allein das Portal Fairplane gibt
an, in diesem Jahr schon 1,85 Millionen Euro für seine Kunden von
Airberlin eingestrichen zu haben.
Auch die jüngsten Verkehrszahlen dürften nicht zur Entspannung
beitragen. Denn im Mai beförderte Airberlin mit rund 2,2 Millionen
Passagieren 18 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die Auslastung
sank um gut einen Prozentpunkt auf 79 Prozent. Ob Airberlin mit
staatlicher Unterstützung rechnen kann, wie von Airline-Chef Thomas
Winkelmann angefragt, ist zudem mindestens unsicher. Aus dem
Bundeswirtschaftsministerium hatte es dazu erst geheißen, Voraussetzung
für eine Bürgschaft sei ein tragfähiges Zukunftskonzept des
Unternehmens. Nun erklärte eine Sprecherin, die Prüfung der Anfrage
werde "einige Wochen bis Monate" dauern. Auch
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries meldete sich zu Wort: "Die
Situation von Air Berlin ist prekär, sonst würde so ein Antrag auf
Bürgschaft nicht gestellt", sagte die SPD-Politikerin.
Lufthansa könnte der große Gewinner sein. Recht
entspannt kann dagegen der avisierte Partner oder Retter Lufthansa die
Entwicklung beobachten. Grundsätzlich will er Airberlin als Schutzschild
gegen ein weiteres Vordringen von Billig-Airlines wie Ryanair oder
Easyjet gerne erhalten und ist, wie Vorstandschef Carsten Spohr mehrfach
bekräftigte, auch an einer Übernahme interessiert. Allerdings nur, wenn
deren Gesellschafter Etihad vorher die Schulden in Höhe von rund 1,2
Milliarden Euro trägt. Unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten
seien die Chancen dafür gar nicht schlecht, sagte nach Kartellrechtlers
Martin Gramsch der Nachrichtenagentur DPA. Möglich sei etwa eine
"Sanierungsfusion". In diesem Fall müsste die Lufthansa belegen, dass
Air Berlin sonst von der Insolvenz bedroht wäre und aus dem Markt
ausscheiden würde.
Falls aber doch alles daneben geht und Airberlin richtig in die
Pleite schlittert, hat sich Lufthansa gegen unmittelbare Folgen
abgesichert. Die meisten der 38 Airberlin-Jets, die für die
Kranich-Airline fliegen, laufen mittlerweile über eigene
Leasing-Verträge. Offenbar sehen auch die Analysten Lufthansa als
potenziellen Gewinner aus der Airberlin-Krise. Jedenfalls stieg der
Aktienkurs der Fluggesellschaft seit dem Jahresbeginn um knapp 50, im
vergangenen Monat um neun und am Dienstag um immerhin drei Prozent.
Neben der Situation des nationalen Rivalen könnte allerdings auch die
aktuelle Krise der Airlines in der Golfregion ihren Teil dazu
beigetragen haben.
Quelle: Gloobi.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.